Fragen Sie den Zahnarzt!

Kostenloser zahnmedizinischer Rat


Frage

Liebes Zahnspezialisten-Team,

bei mir wurde vor einem halben Jahre ine Wurzelkanalbehandlung gemacht und ich habe immer noch Beschwerden. Meine Lymphknoten im Hals sind weiterhin leicht geschwollen und ich habe Schmerzen, die bis ins Ohr ziehen. Ist das normal?

Ist es möglich, dass ich durch Kaudruck eventuell Wurzelfüllmaterial unten aus der Wurzel presse, so dass dadurch Schmerzen entstehen?

Über eine ANtwort wäre ich sehr dankbar

 

Antwort

Liebe Frau Tobian,

Vielen Dank für Ihre Anfrage! Ohne genaue Diagnostik ist eine Beurteilung nur bedingt möglich, aber ich versuche Ihnen den Sachverhalt zu erklären.

Eine Wurzelbehandlung ist immer ein Versuch, einen Zahn zu retten und nicht von 100%igem Erfolg gekrönt. Das u. a. liegt daran, dass die Anatomie des Zahnes sehr kompliziert  ist und man selbst bei der Behandlung unter dem Operationsmikroskop, welches ein Spezialist benutzen sollte, nicht in jeden Winkel hineinschauen kann.

Das Wurzelkanalsystem ist stark verzweigt und man kann auch mit dem Mikroskop nur die Hauptkanäle sehen. Zudem können bei unteren Backenzähnen schmale Verbindungen zwischen den Hauptwurzelkanälen der vorderen Wurzel bestehen, die man nicht mechanisch, sondern nur chemisch erreichen kann. Um die Bakterien dort abzutöten, braucht man konzentrierte effektive Spüllösungen, die eine lange Einwirkzeit benötigen. Bei einer massiven Entzündung des Zahnfachs reicht die Behandlung im Zahn allein manchmal nicht aus und man benötigt zusätzlich eine Antibiotikabehandlung oder gar eine Wurzelspitzenresektion (operative Kappung der Wurzel).

Im Nachhinein können Sie durch Kauen o. ä. keine Wurzelfüllmasse überstopfen.

Ein zum Ohr ziehender Schmerz ist für einen wurzelbehandleten Zahn ungewöhnlich und hat möglicherweise einen anderen Grund (Zähneknirschen oder pressen)

Der geschwollene Lymphknoten und die Schmerzen bei Wärme deuten auf eine Restentzündung hin. Für eine genaue Diagnose reicht ein einfaches Zahnfilm-Röntgenbild häufig nicht aus. Die äußere, sehr kompakte Knochenschicht verdeckt sehr oft das Innere des Kieferknochens, der schwammartig ist. Um sich das Problem genau anzusehen benötigt man ein 3-D-Röntgenbild, welches ca. 120.-€ kostet aufgrund der aufwändigen Auswertung.

Manchmal ist es einfach so, dass trotz optimaler Behandlung mehr Zeit benötigt wird, um beschwerdefrei zu werden. Das kann sogar bis zu 9 Monaten dauern, haben Sie also ggf. etwas Geduld.

Ein Wurzelstift sollte nur gesetzt werden, wenn von der Restzahnsubstanz oberhalb des Zahnfleissches nicht mehr viel übrig ist. Ein Wurzelstift schwächt die Zahnwurzel

und birgt die Gefahr eine Wurzelperforation oder späterer Wurzelfraktur. Zudem versperrt er den Zugang für eine möglicherweise erneut notwendige Behandlung der Wurzel, falls es eine Reinfektion durch undichte Füllungen oder Kronen gibt.

 

Ich hoffe, Ihnen weiter geholfen zu haben.

Schreiben Sie einen Kommentar:

Kommentare werden aus redaktionellen Gründen nur mit kurzer Verzögerung veröffentlicht.

nach oben