Frage
Hallo Zahnspezialistenteam,
im November 2011 bekam ich eine Brücke UR. Haltezähne 5 und 8 (wurzelbehandelter Weisheitszahn). Der 6er wurde mir im Alter von 6 Jahren gezogen, Lückenschluss, und der 7 im Januar 2011. Die Zähne 5 und 8 sind entgegengesetzt gekippt, und Zahntechniker und ZA haben deswegen wohl eine ziemliche Leistung vollbracht.
Die Brücke hat am Anfang sehr gedrückt, der ZA meinte das kann lange dauern; es wurde dann im Laufe der Monate etwas besser, doch es war immer Druckgefühl vorhanden, wechselnd stark; manchmal fühlt sich alles wie gereizt und aufgestiegen an. Gleichzeitig hat sich nach Abschleifen und Einsetzen der 5er Nerv beschwert, und nach mehreren Monaten hat mein ZA dann durch die Brücke durchgebohrt und diesen wurzelbehandelt. Daraufhin beruhigte sich der Nervschmerz, doch das Druckgefühl war wieder stärker.
Jetzt war ich deswiegen wieder, bei der Röntgenaufnahme zeigte sich weiterhin eine Entzündung im Wurzelraum, der ZA möchte eine WSR machen, um den Zahn zu erhalten. Ansonsten sei der Zahn perfekt wurzelbehandelt.
Ich habe erstens Angst vor der WSR - hatte vor zwei Jahren eine operative Speicheldrüsenöffnung, die zweimal wiederholt werden musste und das war alles sehr heftig. Und zweitens bin ich mir gar nicht sicher ob die WSR wirklich hilft, und ob die Entzündung und auch das Druckgefühl dann wirklich weg ist. Mein ZA meint das mache er jeden Tag...
Au ßerdem hat sich im letzten Jahr mein ganzer Kiefer bzw. BIss verändert, die mittleren unteren Zähne kippen nach rechts und schieben sich teilweise übereinander, und der 4 nach innen. Der 6 OR wächst nach unten, obwohl genau das auch die Brücke als Gegenbiss verhindern sollte.
Sind das alles Veränderungen ( z.T. auch altersbedingte - ich bin 53), die einfach passieren, oder passt da möglicherweise die ganze Brücke irgendwie nicht? Sehen Sei eine Alternative zur WSR? Bzw. wie sehen Sie grundsätzlich das Ganze?
Ich bin sehr ratlos und freue mich auf Ihre Antwort, herzlichen Dank!
MfG Ute
Antwort
Liebe Ute,
ohne Ihrem Zahnarzt zu nahe treten zu wollen - Ihre Schilderung deutet darauf hin, dass die Brücke die Pfeilerzähne sehr unter Spannung setzt. Zusätzlichstört sie womöglich den Zusammenbiss. So etwas wirkt sich nachteilig (wie ein Dominoeffekt) auf das ganze Gebiss aus. Leider kann es manchmal passieren, dass ein Zahn infolge einer Kronen- oder Brückenpräparation abstirbt und wurzelbehandelt werden muss. Normalerweise verschwindet der Entzündungsherd danach, ab ca 3 Monate nach der Behandlung sollte dieser Effekt im Röntgenbild sichtbar sein. Wenn das nicht der Fall ist, ist möglicherweise eines der folgenden Dinge passiert:
- die Wurzelkanalbehandlungist ohne Kofferdam (speichelabsperrender Gummischutz) erfolgt und der Kanal ist mit Speichelbakterien infiziert
- durch schlechte Übersicht (ZA hat ohne Lupenbrille oder Mikroskop gearbeitet) wurde ein Kanal übersehen und nicht gefüllt.
- die Reinigungdes anals war nicht ausreichend und es sind abgestorbene Gewebereste im Kanal verblieben
- die Wurzel hat aufgrund der Überlastung einen Riss oder eine Fraktur entwickelt.
In den ersten 3 Fällen nützt eine Wurzelspitzenresektion überhaupt nichts, weil die Ursache des Infekts nicht beseitigt wird. Bevor an eine Resektion gedacht wird, sollte die Wurzelfüllung revidiert (erneuert) werden - vorzugsweise bei einem Spezialisten für Endodontologie. Im letzten Fall muss der Zahn wahrscheinlich gezogen werden.
Man kann eine Wurzelfraktur daran erkennen, dass bei einer Sondierung rund um den Zahn nur an einer Stelle ein schmaler, sehr tiefer Einbruch besteht.
Generell sind Brücken auf 2 wurzelgefüllten Pfeilern keine sehr langlebige Lösung. So, wie Sie Ihren Fall schildern, wären Sie möglicherweise mit einem Implantat besser dran.
Alles Gute,
Ihre Zahnspezialisten
2 Kommentare
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Ute am 15.02.13 20:55 | Antworten
Sehr geehrtes Spezialistenteam,
herzlichen Dank für die ausführliche und kompetente Antwort! Sie hilft mir schon ganz viel weiter.
Gerne würde ich noch nachfragen:
1. Ist eine erneute Wurzelbehandlung wieder durch die Brücke hindurch möglich? Oder sollte für eine erfolgversprechende Behandlung die Brücke entfernt werden - was dieser wohl auch nicht gut bekommt?
2. Also Kofferdam wurde bei mir sicher nicht verwendet, auch Lupenbrille oder Mikroskop habe ich nicht mitbekommen. Dies ist aber wohl nicht vorgeschrieben, vermute ich - d.h. ich sollte mich vor zukünftigen Behandlungen genauer informieren und dann entscheiden wo ich diese Behandlungen machen lasse?
Herzlichen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Ute Schenk
Ute am 11.03.13 22:00 | Antworten
Sehr geehrtes Zahnspezialistenteam,
herzlichen Dank nochmals für Ihre Antworten! Sie haben mir viel weitergeholfen, gerade auch durch die Ausführlichkeit. Und mir Mut gemacht u.a. wirklich erst auf eine Revidierung der Wurzelbehandlung zu dringen, diese ist gerade im Gange. Ich hoffe dass sie Erfolg bringt.
Ihnen wünsche ich noch alles Gute für Ihre weitere Arbeit!
Viele Grüße
Ute