Frage
Hallo!
Ich bin 22 Jahre alt und habe seit Längerem Probleme mit Zahnerosionen.
Schon vor 3 Jahren stieg ich auf eine elektrische Schallzahnbürste um, da die ersten Anzeichen von Zahnerosionen zu sehen waren. Zuerst war der Verdacht da, dass ich einfach nur zu stark putze. Leider bekomme ich dieses Problem nicht in den Griff...
Ich putze 1x die Woche mit Elmex Gel, habe noch nie säurehaltige Lebensmittel im Übermaß zu mir genommen, leide an keinen Magen-Darm-Erkrankungen, putze sehr vorsichtig und achte stets auf Kleinigkeiten. Auch mit Knirschen hatte ich nie Probleme.
Mir ist aufgefallen, dass die Zähne nicht willkührlich davon befallen werden. Das Ganze hat sich von der Seite zur Mitte hingearbeitet. Es werden stets auch nur 2 Zähne befallen (seltsamerweise immer 2 gegenüberliegende Zähne; zum Beispiel 2 Zähne vom Oberkiefer, spiegelgleich). Die Erosionen arbeiten sich vom Zahnhals in die Mitte.
Ich war erst vor kurzem wieder bei meiner Zahnärztin. Ihr letzter Verdacht war ein Reflux, unter dem ich aber mit Sicherheit nicht leide.
Ich bin da leider etwas ratlos und hoffe, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen könnten.
Liebe Grüße
Martin
Antwort
Hallo Martin,
es ist ein bisschen schwierig, Ihnen einen Rat zu geben, ohne die Erosionen gesehen zu haben. Sie kommen auf jeden Fall nicht "wie von Zauberhand" so einfach aus dem Nichts. Ihre Beschreibung, daß jeweils 2 gegenüberliegende Zähne betroffen sind, ist sehr hilfreich. Wenn die Erosionen vom Zahnhalsbereich ausgehen und eher keilförmig als flächig sind, deutet das immer auf eine Überlastung der betreffenden Zähne durch Pressen oder Knirschen hin (auch wenn Sie selber das nicht merken). Um solche Überlastungen zu identifizieren, wäre eine sog. instrumentelle Funktionsanalyse mit mehreren Bissregistraten erforderlich. Dabei werden Modelle von Ober- und Unterkiefer in einen sog. Artikulator (= Biss- und Bewegungssimulator) montiert. Überbelastungen einzelner Zähne können so sehr genau identifiziert und anschließend bei Ihnen korrigiert werden. Bei sehr jungen Patienten wie bei Ihnen treten solche Probleme ab und an nach Behandlungen auf. Falls Sie weitere Fragen haben- Fotos würden uns sicher weiterhelfen!
Herzliche Grüße, die Zahnspezialisten
2 Kommentare
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Martin am 18.04.11 15:34 | Antworten
Liebe Zahn-Spezialisten!
Hier ein Bild von den Erosionen (Unterkiefer):
Bitte nicht erschrecken :) Diese Erosionen sind eher flächig, wobei es am Oberkiefer 2 Zähne gibt (links und rechts von den "mittleren" Zähnen), die kraterförmige Erosionen aufweisen.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Hallo Michael- Entschuldigung für die Verspätung! Wir haben uns viel Zeit genommen, die Fotos zu analysieren und mit mehreren , ebenfalls sehr erfahrenen Kollegen gesprochen. So, wie es sich darstellt, sind offenbar mehrere Faktoren an der Entstehung dieser Erosionen beteiligt. Zunächst sollte Ihr Speichel-pH (Säuregrad) ermittelt werden. Auch ohne Ess-Störung kommt es vor, dass jemand relativ "sauren" Speichel hat. So etwas fördert leider die Demineralisation (Entkalkung) des Zahnschmelzes. Auf dem Foto kann man ausserdem 2 weitere Dinge erkennen: 1. der Zahn ist sehr wahrscheinlich stark an Laterotrusion (d.h. Seitwärtsführung) des Gebisses beteiligt, und 2. der Schmelz erscheint relativ dünn. Alles zusammen kann mit einer ursprünglich vielleicht falschen Putztechnik zu den gezeigten Defekten führen. Deshalb werden Sie und Ihre Zahnärztin das Problem auch nicht mit einer einzelnen Maßnahme in den Griff bekommen. Vielmehr sollte (bitte immer unter Vorbehalt, da wir das Ganze nur aus der Entfernung bewerten können) zuerst eine instrumentelle Funktionsanalyse gemacht werden, um Überbelastungen der betroffenen Zähne zu identifizieren und (wenn möglich) zu beseitigen. Parallel dazu muss intensiv und über einen langen Zeitraum (> 6 Monate) mit geeigneten Medikamenten fluoridiert werden. Als letzte Maßnahme können die Defekte entweder mit geeigneten Composite-Füllungsmaterialien oder Keramikveneers abgedeckt werden. Möglicherweise sollten Sie von Ihrer Schallzahnbürste wieder auf eine normale elektrische Zahnbürste mit extra weichem Bürstenkopf wechseln, da Ultraschall die Demineralisierung fördern könnte.
Viele Grüße, die Zahnspezialisten