Frage
Hallo liebe Experten
Seit ueber einem Jahr aergert mich ein dumpfer Schmerz regio 36/37. Beide Zaehne sind flach okklusal gefuellt (Composit, ca 10 Jahre alt), die Raender sind scheinbar dicht. Die Roentgenbilder ergaben nichts: weder eingewanderte Karies, noch Randspalten, noch irgendeine apicale Veraenderung. Ich kann den Schmerz nicht lokalisieren, ich wuerde fast auf ein Problem mit der Tasche von 5mm tippen.
Allerdings hat permanentes Spuelen, Scaling, Einlegen von Medikamenten (Dontisolon, Periochip) keinerlei Verbesserung gebracht. Auch die Knirscherschiene veraendert nichts. Der Schmerz ist dumpf drueckend, immer zwischen den Zaehnen zur Wurzel hin. Keine Empfindlichkeit kalt/warm/ Druck. Kein zeitlicher Bezug vorhanden, mal Schmerz - mal nicht.
Da ich ein kariesfreies Gebiss ohne 8er habe mag ich nicht dem Rat der letzten beiden Zahnaerzte ohne weitere Meinungen folgen. Der Rat ist: VitE zuerst am 37, danach ggf am 36. So schlimm, dass ich evt gesunde Zaehne \"probeweise\" trepanieren lasse ist der Schmerz nicht. Leider kenne ich mich im Bereich ganzheitliche Zahnmedizin nicht aus. Koennte ein Bezug zum Magen vorliegen?
Ich bin fuer jeden Denkanstoss dankbar. Eroeffnen kann man die Zaehne dann immer noch.
Antwort
Sehr geehrte Frau Kastner,
nach Ihrer Schilderung sind mehrere Szenarien denkbar, ohne Roentgenbilder und eine klinische Untersuchung koennen wir allerdings nur spekulieren. 1) Generell kann es bei adhaesiven Composite-Fuellungen zu Fluessigkeitsverschiebungen innerhalb des Dentins kommen, die unspezifische Druckbeschwerden hervorrufen. Da die Fuellungen schon alt sind, ist dies eher unwahrscheinlich. 2) Die im Schmerzbereich befindliche 5mm Tasche und die Lokalisation des Schmerzempfindens deuten eher auf folgendes hin: Interdental freiliegender Wurzelzement fuehrt ueber die Ansiedelung bakterieller Belaege zu einer lokalen Entzuendung des Zahnfleisches. Die Zaehne reagieren darauf wie beschrieben. Allerdings sollte durch Scaling eine zumindest leichte Besserung eintreten. Manchmal haben speziell die unteren 6er und 7er eine mesio- approximale Einziehung, die bei einem Scaling nicht oder nur schlecht erreicht wird, sodass dort Konkremente verbleiben. Dann hilft nur ein Arbeiten unter Sicht, d.h. eine möglichst mikrochirurgische Aufklappung. 3) Es kann sich tatsächlich um eine Interaktion mit dem Gastrointestinalbereich handeln, denn diese Zaehne liegen auf dem Magen-Meridian.
Wir wuerden folgendes Vorgehen empfehlen: 1) Fuellungen raus und sorgfaeltige Ueberpruefung auf Caries, denn die ist im Röntgenbild (je nach Bildeinstellung) nicht immer sichtbar. Wenn nach neuen Fuellungen keine Beschwerden mehr auftreten: Alles gut! 2) Wenn das nicht hilft: Aufklappen und sorgfaeltig unter Sicht auf Konkremente o.ä. untersuchen, diese entfernen, auf Risse und Wurzelinfektionen achten! 3) Bringt das alles nichts, ganzheitlichen Spezialisten wegen Magen-Darmproblematik aufsuchen. Erst ganz am Ende steht die Moeglichkeit einer Wurzelbehandlung. Wir haben uns erlaubt, Fachausdruecke zu verwenden, weil Sie zahnmedizinisch offensichtlich sehr kenntnisreich sind, und wuenschen Ihnen viel Erfolg und gute Besserung!
1 Kommentar
Kommentar schreiben
Nanni78 am 22.01.10 19:34 | Antworten
Danke. Sie bestätigen mich in meiner Ansicht, dass eine VitE nicht das Nonplusultra momentan ist. Nächste Woche werde ich mir beide Zähne neu füllen lassen, sicherheitshalber vorerst provisorosch mit Ketac (ich will jeden Reizfaktor minimieren). Dann werde ich mich ggf. an einen Parodontologen wenden.
Die Rückversicherung bei Ihnen war sehr hilfreich!